Die gšttliche Tugend der Hoffnung

 

†ber die zweite der drei gšttlichen Tugenden mšchte ich heute zu Ihnen sprechen: Ÿber die Hoffnung.

Versetzen wir uns der Anschaulichkeit halber zurŸck in das Ende des Mittelalters und den Beginn der Neuzeit. Ich wŠhle ein ganz konkretes Datum: 4. Juli 1499! Im Hafen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon segelt Vasco da Gama, der kŸhne Seefahrer los. Er will um Afrika herum einen neuen Seeweg zum sagenhaft reichen Ostindien entdecken. Er wei§ um die Schwierigkeiten. Er ahnt die Gefahren dieser Fahrt: es erwarten ihn StŸrme, Schiffshavarien, feindliche †berfŠlle durch SeerŠuber, die Terroristen von damals, Krankheit, vielleicht sogar  Meuterei der Matrosen. Aber er hegt das feste Vertrauen, alle Schwierigkeiten Ÿberwinden zu kšnnen und das Ziel zu erreichen. Er hoffte. Und als er das sŸdlichste Kap Afrikas glŸcklich umsegelt hatte, nannte er es ãKap der guten HoffnungÒ.

So geht es uns auch im Erdenleben: Ein gro§es doppeltes Ziel steht vor uns. Die persšnliche Heiligkeit und die beseligende Anschauung Gottes von Angesicht zu Angesicht in einem ewig glŸcklichen Jenseits. Die Erreichung dieses doppelten Zieles ist scher und ungewiss, weil so vieles davon ablenkt. Aus eigener Kraft ist die Erreichung dieses doppelten Zieles unmšglich. So viele Gefahren lauern. Unser Lebensschiff kann in den StŸrmen, die es umtoben, zerschellen: Gefahren von innen, Gefahren von au§en, Gefahren von unten, die uns hinunterziehen mšchten in den Abgrund. Es sieht bisweilen so aus, als ob wir das Ziel der persšnlichen Heiligkeit und das Gestade der glŸcklichen Ewigkeit in der Anschauung Gottes nie erreichen kšnnten ob unserer Schwachheit, Armseligkeit und SŸndhaftigkeit, gar wenn uns dann der Unglaube noch einflŸstert, dass es dieses Ziel gar nicht gibt, dass es dabei ja doch nur um ein Land ãUtopiaÒ geht, um ein durch den Glauben vorgegaukeltes Phantom!

Aber als glŠubige Menschen, die mit der gšttlichen Tugend des Glaubens ausgestattet sind, werfen wir auf unserer Lebensfahrt immer wieder den Anker der Hoffnung aus auf den festen Grund: Dieser feste Grund ist Gott selber, der uns das Ziel der persšnlichen Heiligkeit und des ewigen GlŸckes im Himmel verhei§en hat, und der auch hŠlt, was er verhei§t; und der feste Grund, weswegen wir zuversichtlich hoffen, das gro§e Ziel zu erreichen, ist der menschgewordene Sohn Gottes und seine jungfrŠuliche Mutter. Von unserer Ohnmacht fŸrchten wir alles auf unserer Lebensfahrt Ÿber das stŸrmische Meer der Erdenzeit, aber von der Allmacht und GŸte Gottes unseres Heilands und unserer Mutter erhoffen wir alles.

Die Tugend der Hoffnung! Die zweite der drei gšttlichen Tugenden. Es ist sicher recht, auch Ÿber sie zu predigen, weil heute so viele Menschen nicht mehr hoffen, sondern bei allem irdischen Wohlstand dennoch am Sinn des Lebens zweifeln und verzweifeln. Wir leben in einer Zeit, wo viele Menschen nicht blo§  glaubenslos, sondern auch hoffnungslos geworden sind: Wie oft kann man es doch heute hšren: Mit dem Tod ist ja doch alles aus  und das ganze Leben hat letztlich keinen Sinn! So viele Menschen geben sich heute selber auf. Zuerst hŠngen sie sich und verlieren sie sich ganz ans Irdische, Materielle, VergŠngliche; und wenn sie dann davon enttŠuscht werden, weil sie bei aller Jagd nach immer hšherem Lebensstandard und irdischem GlŸck doch nicht das erreichen, was sie sich ertrŠumt haben, dann kapitulieren sie und wagen nicht mehr zu hoffen auf das, was jenseits der Todeslinie auf sie wartet, wo der wahre Sinn des kurzen Erdenlebens erst offenbar wird; sie wagen nicht mehr auf das zu hoffen, was der gŸtige, allmŠchtige und getreue Gott nach diesem kurzen Erdenleben verhei§en hat. Ach, wie arm und sinnlos wŠre das kurze Erdenleben, wenn es nicht das ewige Leben im Jenseits gŠbe. Dieses aber zu erlangen, darauf muss man zu allererst hoffen!

Aber das bringen so viele nicht mehr zustande, weil ihr Glaube zu schwach und ihre Hoffnung nur auf das Irdische gerichtet ist und sie dabei immer wieder enttŠuscht worden sind!

Ich denke da an ein Interview, das der sozialistische schwedische MinisterprŠsident Olof Palme einem Journalisten der grš§ten dŠnischen Tageszeitung gegeben hat. Das GesprŠch drehte sich um die moderne Gesellschaft. Ihren Problemen war das ganze Interview gewidmet. Am Ende der Fragen und Antworten trat der schwedische MinisterprŠsident Olof Palme an eines der Fenster in seiner Regierungskanzlei, das einen Rundblick Ÿber Stockholm bietet. Und Palme sagte nachdenklich zum Journalisten: ãHier sehen Sie eine der reichsten StŠdte der Welt. Die allermeisten Menschen hier leben in guten VerhŠltnissen und haben alles, was sie sich wŸnschen kšnnen. Sie sollten also glŸcklich sein. – Kšnnen Sie mir etwa sagen, warum diese Leute es nicht sind? Warum – im Gegenteil – sind fast alle unzufrieden und alles andre als froh?Ò

Die Frage ging tief. Der sie formuliert hatte, war der Chef des sozialistischen Paradestaates Schweden, eines Landes das so gern Visitenkarte der gesellschaftlichen Zukunft mit unbegrenztem Wohlstand und mit einer vor allen Risiken abgeschirmten Wohlfahrt vorgezeigt wird. Die Frage lie§e sich auch so formulieren: Wenn der Mensch von der Geburt bis zur Beerdigung oder Verbrennung gar allen Aufstiegschancen, GenŸssen, Freiheiten, zivilisatorischen Errungenschaften und jeglicher sozialen Betreuung zugefŸhrt worden ist, hat er dann wirklich mit all dem genug? Anscheinend halt doch nicht! Es steckt in diesem Paradiesesapfel des Wohlstands der Wurm, der Wurm der VergŠnglichkeit und des †berdrusses, weil der Mensch halt eben doch fŸr mehr und fŸr Hšheres erschaffen und bestimmt ist als nur fŸr Wohlstand und Wohlleben in dieser kurzen, oft allzu schnell zu Ende gehenden Erdenzeit. Reichtum und Wohlstand sind sicher wertvoll, genŸgen sie aber dem Menschen in seinem Ÿber das irdische hinausgehenden GlŸcksdrang, der sich nach unverlierbarem Besitz des errungenen GlŸckes sehnt? ãUnd jede Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe EwigkeitÒ, hat Friedrich Wilhelm Nietzsche gesagt. Noch schšner hat es Augustinus ausgedrŸckt mit den Worten: ãUnruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Gott, der allein unseren Drang nach GlŸck voll und ganz und dauernd befriedigen und unserem Leben letzten und tiefsten Sinn geben kann.

Das Lšschen des Durstes nach Wohlstand und immer hšherem Lebensstandard ist in den Augen vieler Menschen vielleicht sogar wirklich etwas Gro§es, lšst aber auf keinen Fall die tieferen Probleme des Menschen! Wohlstand allein, Befriedigung aller materiellen WŸnsche, aller SŸchte und Begierden allein ist letztlich keine Antwort auf die auch im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts brennende Frage des Menschen: was ist der Sinn meines Lebens? Wo sind Ziel und Zukunft meines Daseins?

Fortschritt und Wohlstand verlieren Glanz und Bedeutung bei UnfŠllen und Krankheiten und auf jeden Fall beim Sterben des Menschen.

In das Sterben hinein und darŸber hinaus gab nur einer eine zuverlŠssige Antwort; und nur Er hat sich als wahrhaft kompetent dafŸr erwiesen: Jesus Christus, der auch noch dem Leiden tiefsten Sinn zu geben vermochte und der durch seinen Tod unseren Tod Ÿberwunden hat! Von ihm stammt in dieser entscheidend wichtigen Angelegenheit auch die Richtlinie, an die wir uns halten sollten: ãWas nŸtzt es dem Menschen...Ò und ãOhne mich kšnnt ihr nichts tunÒ, vor allem kšnnt ihr ohne mich nicht Ÿber den Tod hinaus eurem Leben Sinn geben, wenn ihr nicht auf Mich eure Hoffnung setzt.

Uns sagt der Herr das Gleiche, das er der Samariterin am Jakobsbrunnen gesagt hat: ãWer von diesem Wasser, vom Wasser des irdischen, vergŠnglichen Wohlstands und GlŸcks trinkt, wird wieder durstig. Wer aber von dem Wasser trinkt, das Ich ihm geben werde, wird nicht mehr durstig sein, vielmehr wird das Wasser, das Ich ihm gebe, in ihm zur Quelle, die Wasser fŸr das ewige Leben ausstršmt!Ò

Das meinte der Herr von der Gnade und vom ŸbernatŸrlichen Heil. Er selbst aber und seine Sakramente sind die Quelle, der dieses lebendige, lebenspendende Wasser entstršmt. Darauf gilt es zu hoffen und zu bauen und zu vertrauen.

Was ist nun also die Tugend der Hoffnung? Die Antwort, die der gute alte Katechismus darauf gab, lautete: die christliche Hoffnung ist eine ŸbernatŸrliche, von Gott eingegossene Tugend, durch die wir wegen Gottes Allmacht, GŸte und Treue mit festem Vertrauen alles erwarten, was er uns wegen der Verdienste Jesu Christi verhei§en und versprochen hat.

Gott ist allmŠchtig und er kann erfŸllen, was er verhei§en hat.

Gott ist gŸtig und wird erfŸllen, was er verhei§en hat, wenn wir die von ihm aufgestellten Bedingungen und Forderungen erfŸllen.

Gott ist treu und wird erfŸllen, was er verhei§en hat.

Wie oft geht es einem so, dass man von Menschen, auch von gutgesinnten und wohlwollenden enttŠuscht wird, bitter enttŠuscht wird: da ist einem etwas versprochen worden, ganz fest; nach einiger Zeit aber hie§ es: Tut mir leid, es geht nicht! Nein, bei Gott ist es nicht so! Der enttŠuscht uns nie. Er hŠlt, was er verhei§en und versprochen hat. Er hat sein Wort dafŸr verpfŠndet in seinem menschgewordenen Sohn!

Ich denke da jetzt an unseren lieben Anton Bruckner und sein Te Deum: ãIn Te, Domine, speravi, non confudar in aternum! Auf Dich, o Herr, habe ich gehofft, nie werde ich zuschanden! Wie jubelt das Anton Bruckner in seinem Te Deum in allen Tšnen, mit Solostimmen, mit Orchesterbegleitung, in Piano und Forte, und in vielfacher Wiederholung einer gewaltigen, ergreifenden Fuge immer wieder hinaus: ãNon confundar, non confundar in aeternum. In Ewigkeit werde ich nicht enttŠuscht, wenn ich auf Gott hoffe!

Halten wir fest an der gšttlichen Tugend der Hoffnung, sie gibt unserer Seele Mut, alle Schwierigkeiten auf dem Weg zum gro§en Ziel zu Ÿberwinden. Durch die Hoffnung richtet sich die Seele immer wieder auf, wenn sie kleinmŸtig und verzagt kapitulieren mšchte ob der Misserfolge und Schwierigkeiten.

Durch die Hoffnung richtet sich unsere Seele wieder auf, wenn wir im Glauben schwach und in Versuchungen nachgiebig geworden sind gegen die EinflŸsterungen des Bšsen. Durch die Hoffnung kehrt in die Seele bei allem Versagen doch immer wieder Ruhe und Zuversicht ein, weil sie uns mit der Barmherzigkeit Gottes rechnen lŠsst trotz unserer SŸndhaftigkeit und Armseligkeit. Die Hoffnung gibt unserer Seele auch immer wieder die rechte KŸhnheit zum Guten anstelle feiger Verzagtheit und KleinmŸtigkeit, in der man allzu schnell erklŠrt: ãich kann nicht mehr, es geht nicht mehr. Die Hoffnung lŠsst uns trotz allem immer wieder glŠubig froh und zuversichtlich sprechen: ãIch vermag alles in dem, der mich stŠrkt!Ò

Die gšttliche Tugend der Hoffnung ist – wenn man sie richtig betŠtigt – eine wunderbare Gotteskraft, die uns schon bei der hl. Taufe eingesenkt worden ist. Sie vermag wirklich unser Streben  nach dem gro§en, letzten Ziel, fŸr das wir erschaffen und vom gŸtigen Gott berufen worden sind, wahrhaft gšttlich kŸhn und stark und ausdauern zu machen:

(Die Gotteskraft der Tugend der Hoffnung macht unser Streben nach dem letzten gro§en Ziel gšttlich kŸhn:

Was ist es denn eigentlich, was wir mit der Kraft der gšttlichen Tugend der Hoffnung erhoffen? Etwas, das unsere natŸrlichen FŠhigkeiten unsagbar weit Ÿberragt! Dass wir nŠmlich Gott schauen, und zwar so unmittelbar wie der Sohn Gottes seinen Vater schaut in seligem EntzŸcken. Und dass wir dabei eine Seligkeit und ein GlŸck erlangen, wie Gott selber es von Ewigkeit her besitzt. Ein GlŸck, das unser ReligionsbŸchlein von einst so formuliert hat: ãLauter Freud ohne Leid durch die ganze EwigkeitÒ.

Und wir erhoffen zur Erlangung dieses einzigartig gro§en ŸbernatŸrlichen Zieles auch die notwendigen Mittel: Vergebung unserer SŸnden, Gnade, Beharrlichkeit. – welche KŸhnheit ist das doch eigentlich, wenn der kleine Erdenwurm Mensch so etwas zu erhoffen wagt! Und doch, wir wagen dieses Hoffen, denn Gott gab uns die Kraft und FŠhigkeit zu solchem Hoffen, Gott gab auch die Verhei§ung, dass er all das, was wir zu erhoffen wagen, auch wirklich geben wird. Auf die eigene Kraft fŸr die Erreichung dieses Zieles zu bauen, wŠre glatter Wahnsinn. Was bringen wir Menschen denn schon aus eigener Kraft zusammen, wo es um das geht, was unsagbar weit Ÿber unseren Horizont hinausgeht? Wir bauen aber nicht auf die eigene Kraft, wir grŸnden unsere Hoffnung nicht auf die eigenen FŠhigkeiten und Leistungen. Nein, Gott allein ist der eigentliche und einzige Grund unserer Hoffnung. Und das macht unsere Hoffnung wahrhaft gšttlich stark.)

Nicht weil wir gut sind, erhoffen wir die Erlangung des letzten gro§en ŸbernatŸrlichen Ziels im ewigen GlŸck des Himmels, sondern weil Gott gut ist, unendlich gut, und erfŸllen will, was er verhei§en hat.

Und nicht weil wir stark sind, erhoffen wir die Erlangung des letzten gro§en ŸbernatŸrlichen Ziels im ewigen GlŸck des Himmels, sondern weil Gott stark ist, unendlich stark und auch erfŸllen kann, was er verhei§en hat, er ist ja allmŠchtig.

Und nicht weil auf uns Verlass ist, erhoffen wir die Erreichung des letzten gro§en ŸbernatŸrlichen Ziels nach unserer Erdenpilgerschaft, sondern weil Gott zuverlŠssig und treu ist und hŠlt, was er verhei§en und versprochen hat.

Das macht uns dann aber auch zuversichtlich, ruhig und ausdauernd, auch im Kampf und Leid, in PrŸfungen und SchicksalsschlŠgen.

Welch ein Gegensatz ist hier dann doch zwischen einem echten, lebendigen Christen, der wirklich die gšttliche Tugend der Hoffnung hat und sie betŠtigt in schweren Stunden und Tagen, und einem Heiden, der keine Hoffnung hat. darum mahnt uns der hl. Paulus im 1 Thess 4,13 nicht zu trauern ãwie die anderen, die keine Hoffnung habenÒ. Das mŸsste vielmehr ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen einem Christen und einem unglŠubigen, hoffnungslosen Heiden in Stunden und Tagen der Heimsuchung, der PrŸfung und der SchicksalsschlŠge sein: der Christ – trotz allem voller Ruhe und Zuversicht und Geduld in der TrŸbsal, der Heide – ganz erfŸllt von Angst, Verzagtheit und Verzweiflung.

Jetzt aber die Frage: wie steht es bei uns, die wir uns Christen nennen, mit der Hoffnung? Sind wir nicht alle vom materialistischen Zeitgeist angesteckt und darum viel zu sehr diesseitsorientiert? Ist denn in uns allen in glŠubig-froher Zuversicht und Hoffnung auch wirkliche Sehnsucht nach dem Himmel, nach dem ewigen GlŸck vorhanden, das, was man das ãewige HeimwehÒ genannt hat?

Der Feind der Tugend der Hoffnung in unserer Zeit ist die allzu starke Diesseitseinstellung, die uns so oft hindert, den  Kompass fŸr unsere Lebensfahrt wirklich immer auf das UnvergŠngliche und ewig Bleibende auszurichten!

Wir sollten sie in uns nicht ersticken, die so wichtige und oft so sehr verkannte gšttliche Tugend der Hoffnung, die der franzšsische Dichter Charles Peguy in seinem Werk ãDas Tor zum Geheimnis der HoffnungÒ so geistreich als ãdie KleineÒ geschildert hat zwischen den beiden gro§en Schwestern Glaube und Liebe. Er schreibt da: ãDas christliche Volk sieht nur die beiden gro§en Schwestern, die zur Rechten und die zur Linken, und sieht sozusagen gar nicht die in der Mitte, die Kleine, die noch in die Schule geht, und die verloren zwischen den Rockschš§en ihrer zwei gro§en Schwestern daher trippelt, und das christliche Volk meint zumeist, die beiden gro§en Schwestern schleppten die Kleine an der Hand voran auf dem holprigen Weg des Heils. Und doch ist gerade das Gegenteil der Fall: Sie, die Kleine, ist es, die alles mit sich vorwŠrtsrei§t! Denn der Glaube sieht nur, was ist, die Hoffnung aber sieht das, was sein wird. Und die Liebe liebt nur, was ist, die Hoffnung aber liebt, was sein wird. Und so schreitet die kleine Hoffnung voran auf der steilen, steinigen, steigenden Stra§e, sie scheint sich schleppen zu lassen, wie ein Kind, das nicht Kraft genug hat zum Gehen. Aber in Wirklichkeit ist sie es, die Hoffnung, die die beiden gro§en Schwestern voranzieht, voranschleppt und die ganze Welt in Bewegung hŠlt!Ò

Wie arm wŠren wir ohne Hoffnung! Das ist das furchtbare Los der Verdammten, denen in Dantes Gšttlicher Komšdie mit recht zugerufen wird: ãLasciate ogni speranza!Ò Lasst alle Hoffnung fahren, ihr habt das letzte gro§e Ziel verfehlt fŸr immer und ewig!

(Soll ich noch mit Beispielen aufwarten fŸr die rechte BetŠtigung der gšttlichen Tugend der Hoffnung? Nehmt das Leben und Sterben der Heiligen her, vor allem das der heiligen Blutzeugen, der MŠrtyrer unseres christlichen Glaubens! Wer gab ihnen die Kraft zum Durchhalten bei Spott und Hohn, in den Schmerzen und Qualen des Martyriums? Es war die Tugend der Hoffnung! Aus seiner starken, unerschŸtterlichen Hoffnung heraus hat (ein MŠrtyrer, an den in diesen Wochen šfters erinnert worden ist, weil am 7. Februar sein 500. Geburtstag traf, nŠmlich) der heilige Lordkanzler Thomas Morus, vor seiner Hinrichtung zu seiner Lieblingstochter Margaret das herrliche Wort gesprochen:

ãIch bin ein schwacher Mensch, ganz gewiss, aber der GŸte Gottes will und darf ich nicht misstrauen. Selbst wenn ich mir bewusst wŠre, wie einst Petrus meinen Herrn Jesus Christus verleugnet zu haben, so wŸrde ich dennoch grenzenlos vertrauen und unerschŸtterlich hoffen, dass mir der Herr einen Blick des Erbarmens zuwirftÒ; und selbst wenn man mir noch viel grš§ere Schmach antun und mich mit QuŠlereien ŸberhŠufen wŸrde, so will ich dennoch zuversichtlich hoffen, dass der Herr mein Ÿberreicher Lohn fŸr die ihm gehaltene Treue sein wird.)

Ein schšnes Wort des gro§en Gottesgelehrten Thomas von Aquin Ÿber die Hoffnung sei noch angefŸgt: ãDie Hoffnung gleicht dem Anker, doch mit dem Unterschied, dass der wirkliche Anker in der Tiefe des Meeres, die Hoffnung aber in der Hšhe des Himmels ihren Haltepunkt findet; nur in Gott hat die Hoffnung ihren sicheren Halt, weil auf Erden nichts fest und dauerhaft ist. Der jugendliche Heilige Gabriel von der schmerzhaften Gottesmutter sagte auf dem Sterbebett zu seinen, sein Krankenbett umstehenden vorgesetzten aus dem Passionistenorden: ãWenn unser ewiges Heil in unseren eigenen HŠnden lŠge, so hŠtten wir allen Grund fŸr Angst und Furcht. So aber liegt unser ewiges Heil in den HŠnden Gottes und da ruht es in guten HŠnden. Darum vertrauen wir und hoffen wir auf Gott.Ò

Gehen wir zuletzt zu jener, die auch in schwersten Stunden voll zuversichtlicher Hoffnung war und auch dann nicht verzagte, als in der Passion ihres gšttlichen Sohnes alle an ihm irregeworden waren und ihn verlassen hatten: Maria, sie ist nicht blo§ unser bestes Vorbild im Glauben, sie ist nicht blo§ die Mutter der schšnen Liebe, sie ist auch die Mutter der Hoffnung, die uns hilft, auch in schwierigsten Situationen nicht zu verzagen.

Rufen wir sie an und bitten wir sie – wie wir es ja in jedem Ave Maria tun - , uns beizustehen vor allem in der letzten, entscheidungsvollsten Stunde. Maria ist unsere Hoffnung, wie wir sie ausdrŸcklich nennen im Salve Regina: ãSei gegrŸ§t, o Kšnigin, Mutter der Barmherzigkeit; unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrŸ§t. Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas; zu dir seufzen wir trauernd und weinend in diesem Tal der TrŠnen: wohlan denn, unsere FŸrsprecherin; wende deine barmherzigen Augen uns zu, und nach diesem Elend zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes:..Ò

Der verstorbene Prof. J. Dillersberger hat ein schšnes Buch mit Betrachtungen Ÿber das Salve Regina geschrieben unter dem Titel ãDie Stimme Deines Gru§esÒ (Salzburg 1936). Darin schreibt er zu den Worten: Maria – unsere Hoffnung sei gegrŸ§t folgendes: ãEs ist ein gro§es Wort, das wir da von Maria sagen: ãDu unsere Hoffnung.Ò Aber sie ist es gewesen seit den Tagen des Paradieses.

Bevor die Stammeltern des Menschengeschlechtes den Fluch Gottes vernahmen, der sie aus dem Paradies hinauswies, hšrten sie die gro§e Verhei§ung von der Frau, die der Schlange den Kopf zertreten werde. Damals also schon, bevor das Elend begann, wurde Maria die gro§e Hoffnung des Menschengeschlechtes. Und immer wieder haben die Propheten von neuem von der Jungfrau geweissagt, die den Erlšser gebŠren werde, und in viel dunklerer und verworrenere Weise lebte diese Hoffnung sogar unter den Heiden fort. Und wenn die verirrte Sehnsucht der Heidenvšlker weibliche Gottheiten formte, von denen sie sich Rettung und Erlšsung erhofften, irgendetwas war doch echt und wahr daran. Aus all dem schaute doch der wirre Blick der heidnischen Seele nach der gro§en Hoffnung aus, nach ihr, die den Erlšser bringen sollte. Und als Maria unter den Menschen erschien, da begann jene gro§e Prozession zu ihr hin, weil sich alle in jeder Not von ihr Hilfe und Heil erhofften. Wir brauchen nur an die Wallfahrtsorte der Gottesmutter – ihre Zahl geht allein schon in die Tausende – zu denken. Es gibt keine not, die die Menschen nicht zu ihr hingetragen hŠtten in Hoffnung. Sie wurde die Zuflucht der Menschen in Hunger und Armut in Krankheit und Elend, in SŸndennot und im letzten Streit der Todesstunde. ãMaria  hat geholfen.Ò So steht es vielhundertstimmig geschrieben an ihren heiligen StŠtten und das hat immer wieder die Hoffnung der Christenheit neu entflammt. Die Rettung der christlichen Kultur des Abendlandes verdanken die christlichen Všlker nicht nur einmal dem wunderbaren Helfen derer, die wir unsere Hoffnung nennen. Die Feste MariŠ Namen und Maria, Hilfe der Christen, auch das Rosenkranzfest verdanken ihr Entstehen solch besonderer Hilfe der Gottesmutter.

Und wer zŠhlt die SŸnder, die durch sie wieder zurŸckfanden zu einem guten, christlichen Leben. Der hl. Clemens Maria Hofbauer pflegte auf dem Weg zu jedem Kranken und Sterbenden, zu dem er gerufen wurde, den Rosenkranz zu beten: Er versicherte, dass keiner von allen gestorben sei, ohne in Reue zu Gott zurŸckgefunden zu haben.

Niemand hat uns Maria als unsere Hoffnung schšner geschildert als der hl. Bernhard v. Cl. In seiner berŸhmten Auslegung des Namens Maria, den er als Stern des Meeres erklŠrt. ãO, wer immer du bist – da du siehst, dass du im Strom dieser Zeit unter StŸrmen und Ungewittern mehr dahintreibst, als dass man sagen kšnnte, du wandelst auf sicherer Erde, wende deinen Blick nicht ab vom Leuchten dieses Gestirns, wenn du nicht untergehen willst in den StŸrmen. Wenn sich erheben die StŸrme der Versuchungen, wenn du hintreibst an die Klippen der €ngste, blick auf zum Stern, ruf an Maria! Wenn du, verwirrt durch die Grš§e der Schuld, beschŠmt durch die Befleckung des Gewissens, entsetzt durch die Schrecken des Gerichtes, in den Abgrund der Traurigkeit zu versinken drohst, in den Schlund der Verzweiflung – dann denk an Maria! In Gefahren und €ngsten, in Zweifel und Not denk an Maria, ruf an Maria! Nicht weiche sie aus deinem Munde; nicht weiche sie aus deinem Herzen!Ò

So lebt Maria in der Hoffnung der Christen. Darum hat das Gebet zu Maria ein Ausma§ gewonnen, dass AndersglŠubige es niemals verstehen werden weil sie immer meinen, das Gebet mŸsse sich doch an Gott selbst richten. Gott aber hat uns Maria als unsere Hoffnung gegeben. Es ist ja ganz und gar seine Sache, wie er uns am liebsten erhšrt. Wer Maria anruft, beschwšrt das Liebste des Heilands, rŸhrt an die allerempfindlichste Seite seines Herzens – und findet darum Erhšrung. Das wei§ die katholische Christenheit schon lange. Darum lie§ sie sich nie beirren durch noch so viele AnwŸrfe der Gegner. Denn das christliche Volk wei§ das eben nicht nur aus BŸchern; es hat dies nicht nur gelernt, einmal aus dem Katechismus. Die tŠgliche Erfahrung zeigt ihm das – und dagegen kann niemand an. Das steht so felsenfest im Herzen des Volkes, das wird fast Tag fŸr Tag neu erhŠrtet und erprobt, so dass kein Spott und Hohn, keine AufklŠrungssucht der Gelehrten dagegen noch etwas ausrichten kann. Wer gesehen hat, wie die GlŠubigen sich auf den Knien um die HeiligtŸmer der Gottesmutter herumschleppen, mit Kreuzen auf den Schultern..., der kann ermessen, wie fest verwurzelt die Hoffnung auf Maria im christlichen Volk ist. Not lehrt beten und not lehrt die Treue und die Hilfe eines Freundes erst richtig schŠtzen. Die Not im Volk aber war allzeit gro§ und aus dieser Not ist das Vertrauen auf Maria erwachsen. Und weil es nie enttŠuscht wurde, darum kann es niemand mehr aus dem Herzen des Volkes rei§en. Maria bleibt die Hoffnung von Alt und Jung, von Gro§ und Klein. Nie mehr wird das anders werden, und im Sterben noch, und dann erst recht, werden die erkalteten Lippen noch flŸstern von Maria, der Hoffnung und Hilfe der Christen: ãSei gegrŸ§t, o Kšnigin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung, sei gegrŸ§t!Ò Amen